Der Mutterstock
Sich Mutterstöcken bei der Wiederbewaldung der riesigen Kahlflächen zu bedienen ist ein Ansatz, um mit geringen Pflanzenzahlen sehr effektiv Schadflächen wiederzubewalden. Durch Belassen der Mutterstöcke auf der Fläche bleibt die Fläche strukturreich und ist somit ökologisch wertvoller als die klassisch abgeräumte Kahlfläche.
Entstehungsgeschichte des Mutterstocks
Die Idee zu den Mutterstöcken entstand im Jahr 2019. Nach dem Windwurfjahr 2018 und der anhaltenden Trockenheit breitete sich der Borkenkäfer in bis dahin ungeahnten Dimensionen aus. Es entstanden mehr und mehr Kahlflächen. An einem heißen Tag im April musste Oliver Wagemann einen Harvesterfahrer einweisen. Seine Hunde kauerten sich in den Schatten eines, zur Orientierung der Waldarbeiter, stehengelassenen Baumstocks. Bei dem Anblick kam ihm der Gedanke, dass das, was für die Tiere gut ist, auch für die Pflanzen gut sein muss. Versuche bestätigten die Vermutung, dass der zusätzliche Stammablauf durch Schlagregen wirklich zu mehr Wasser führt. Die Idee „Mutterstock“ war geboren.
Umsetzung in der Praxis
Auf der Schadfläche (z.B. Fichtenkultur mit Borkenkäferbefall) wird schon bei der Holzernte der Pflanzverband der Hauptbaumart für die zukünftige Kultur festgelegt. Als Beispiel: 4m x 4m = 625 Stk./ha Hauptbaumart Douglasie.
In diesem Raster (4m x 4m) werden die Fichten in 2 m Höhe abgesägt, sodass die Mutterstöcke auf der Fläche verbleiben.
An diesen Stöcken werden Jungpflanzen in die Stockachsel zur Wetterseite hin gepflanzt. Dies ist der erste Schritt der Wiederbewaldung, die Initialzündung der gesamten Fläche. Nun hat der Forstwirt Zeit, die Fläche zu beobachten, ob die gewünschte Naturverjüngung aufläuft und wie sich die Begleitwuchssituation auf der Fläche darstellt. Der örtliche Wirtschafter kann entscheiden, ob und wann es erforderlich ist, Füllbaumarten (z.B. Kiefer, Buche oder Roteiche) auf die Fläche zu bringen.
"Das Mutterstock-Prinzip ist so genial, weil es so einfach ist."
Oliver Wagemann
+ Wasser
Die Pflanze in der Stockachsel bekommt zu dem Flächenniederschlag auch den Schlagregen, der am Stamm herunterläuft, zugeführt. Das bedeutet für die Pflanze wesentlich mehr Anteil am Niederschlag.
+ Schatten
Durch den Wanderschatten der Stöcke ist die Oberflächentemperatur der Fläche wesentlich geringer als auf der Kahlfläche. Die Pflanze genießt im Tagesgang der Sonne den Schatten des Stocks. Weniger Pflanzen verbrennen in der prallen Sonne.
+ Gedämpfter Begleitwuchs
Der Wanderschatten der Stöcke begrenzt unerwünschten Begleitwuchs, wie z.B. die Brombeere.
+ Windruhe
Die Windruhe auf der Fläche nimmt zu und dadurch sinkt auch wiederum die Verdunstung. Die Windruhe direkt am Stock begünstigt den Anwuchs im ersten Jahr, da die sich neuzubildenden Feinwurzeln der Pflanzen nicht durch Windbewegung zerstört werden.
+ Langfristiges Nährstoffdepot
Der heranwachsenden Jungpflanze stehen die Mineralien und Nährstoffe des langsam verrottenden Stocks als Depot zur Verfügung.
+ Kulturpflege
Die Stöcke markieren absolut deutlich über mehrere Jahre den Standort der Hauptbaumart. Kulturpflege und Begleitwuchsregulierung wird erleichtert.
Erfolge der Mutterstöcke
Die für eine Bachelorarbeit im Jahr 2020 angelegte Kontrollfläche zeigte, dass bei Douglasie und Tanne der Ausfall von frisch gesetzten Forstpflanzen an den Mutterstöcken fast 50 % geringer ist als auf der Freifläche.
So kann eine optimalere Wiederbewaldung bei einem schonenden Umgang mit der knappen Ressource Forstpflanze erzielt werden. Das Prinzip der Mutterstöcke wurde in der Fachpresse populär und in 2022 durch das Frauenhofer Institut, im Rahmen des „Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt“, in seiner Wirksamkeit bestätigt.
Die Entstehungs-Geschichte von Forest Pro und der Wuchshülle GROW+
Auch wenn der Mutterstock ein wirksames Instrument bei der Wiederbewaldung ist, wurde und wird es in der Realität wohl auf kaum mehr als 2–3 % der 500.000 ha Kahlfäche in Deutschland angewandt. Zusätzlich ist der Verbissdruck auf die neuen, klimastabilen Baumarten, wie z.B. Tanne/Schwarznuss wesentlich höher, wobei der Mutterstock keinen Schutz gegen Wildverbiss bietet.
Unsere Idee: Die hoch wirksamen und erprobten, wachstumsfördernden Vorteile des Mutterstocks mit einem Einzelschutz verbinden.
Unsere Lösung: Die im Wald abbaubare Wuchshülle GROW+ von Forest Pro bietet der frisch gesetzten Forstpflanze einen Bewässerungs- und Beschattungseffekt sowie einen Einzelschutz. So werden die Investitionen in die Jungpflanze optimal geschützt und die Ertragschancen durch vermehrte Pflanzerfolge bei der Wiederbewaldung erhöht.